Ist der Food Forest eine zukunftsträchtige Methode zur Versorgung der Menschheit? Was ist ein Food Forest und warum gewinnt er zunehmend an Bedeutung? Teneriffa Food Forest – ein Projekt zur Nachahmung.

 

Was ist ein Food Forest oder Waldgarten?

Teneriffa Food Forest: Grundsätzlich ist ein Food Forest ein essbarer Wald, also eine Ansammlung von Pflanzen, die zum Verzehr durch den Menschen geeignet sind. Idealerweise alle Pflanzen. Wir alle kennen das Bild eines Waldes mit Nadelhölzern oder eines Mischwaldes. Und selbst wenn die meisten von uns noch selbst keinen Dschungel oder Urwald gesehen haben, so kennen wir ihn aus dem Fernsehen. Der Name „Urwald“ verrät uns schon, dass es sich dabei um die ursprüngliche Form eines Waldes handelt. Also sicherlich kein Wald, der mit quadratkilometerweise Nadelgehölz gepflanzt wurde, sondern wo verschiedene Pflanzen auf natürliche Weise ihre Heimat fanden.

Pflanzen, die zueinander harmonieren, sich ergänzen. Sich andere Pflanzen dazugesellten, eine Symbiose mit den ersten Pflanzen eingingen. Pflanzen, die Schatten spenden, damit andere nicht austrocknen, das Wurzelwerk anderer Pflanzen enorme Mengen Wasser und Stickstoff sammelt, das wiederum andere Pflanzen mitversorgt. Pflanzen, die den Boden vor dem austrocknen schützen, Büsche und Bäume, die mit ihrem Laub den Boden düngen. Verrottendes Holz, das für Nähstoffe sorgt, Heimat für Pilze und Insekten ist. So könnte die Beschreibung noch viele Seiten weitergehen. Solche Ökosysteme sind sehr stabil und brauchen keine oder nur sehr wenig Pflege.

Der Food Forest ist ein künstlich erschaffener Wald nach dem Vorbild eines funktionierenden Waldes – jedoch mit essbaren Pflanzen.

Teneriffa Food Forest - Wanderung im Regenwald
Teneriffa: Wanderung im Regenwald

 

Warum gewinnt ein Waldgarten zunehmend an Bedeutung?

Wir leben in einer Zeit des maßlosen Konsums, des ungehemmten Verbrauchs, einer Zeit in der die Weltbevölkerung von 1960 von rund 3,5 Milliarden Menschen innerhalb von 60 Jahren auf fast 8 Milliarden Menschen zugenommen hat. Wissenschaftler erwarten in den nächsten 30 Jahren einen weiteren Zuwachs auf rund 10 Milliarden Menschen. Dem gegenüber stehen begrenzte Anbauflächen, die durch den Klimawandel zunehmend weniger werden. Böden, die von der grünen Revolution mit Kunstdünger und allerlei weiterer Chemie ausgelaugt und oft schwer geschädigt sind. Leergefischte Meere, mit sensationellen hohen Werten an Microplastik und vielen weiteren Schadstoffen. Es ist also Zeit umzudenken.

Das Umdenken kann in mehrere Richtungen geschehen, die sich vielleicht sogar ergänzen.

  • Verringerung des enormen Lebensmittelabfalls, d.h. bewussterer Umgang mit Lebensmitteln in den Industrienationen
  • Genmanipuliertes Saatgut, das ertragreicher, witterungsbeständiger und auch für salzwassernahe Gebiete geeignet ist
  • Änderung der Essgewohnheiten in Richtung vegetarisch oder vegan. 80% der weltweiten Anbauflächen werden aktuell für Tierfutter verwendet.
  • Pariser Modell (Paris schaffte es über lange Zeit, die Versorgung nur von Kleingärten aus sicherzustellen)
  • Urban Gardening, d.h. Parkflächen, Grünflächen aller Art, Dachflächen, Fassaden, Balkone als Anbauflächen für Obst und Gemüse verwenden

Prinzipiell könnte jeder „Balkongärtner“ schon seinen Teil zur Lebensmittelversorgung der Zukunft beitragen. Geschweige denn jeder Hausbesitzer mit einem kleinen Vorgarten schon einen Food Forest anlegen – wenn dann erst einmal das Bewusstsein dafür vorhanden ist.

Teneriffa Food Forest

Warum ist genau Teneriffa für einen Food Forest ein ideales Projekt? Teneriffa war bis zum 15. Jahrhundert eine Insel mit großen, teilweise dschungelartigen Wäldern. Einen kleinen Einblick in die damalige Zeit gibt das Anaga Gebirge, auch gerne als Regenwald bezeichnet. Damals begannen jedoch die Eroberungsfahrten nach Amerika und für die gewaltigen Flotten wurde die Insel abgeholzt. Zusätzlich entstanden reichlich Anbauflächen für das damalig wertvolle Zuckerrohr. Es folgten Bodenerosion, Klimawandel, Wasserknappheit. Quellen versiegten und der Grundwasserspiegel sank.

Dieser Zustand ließe sich jedoch wieder ändern, wenn sich das Bewusstsein dafür verändern würde. Vorzeigeprojekte für Touristen wie die ehemalige Müllhalde von Santa Cruz, die in den letzten Jahren zu einem angesehenen Palmengarten umgestaltet wurde, reichen dafür nicht aus.